Lehm ist einer der ältesten Baustoffe im Hausbau.
Bei fachgerechter Verarbeitung und Pflege überdauert er Jahrhunderte. Als “Arme-Leute-Baustoff” wurde er früher durch seine hohe Verfügbarkeit fast immer aus rein ökonomischen Gründen eingesetzt. Besonders in der Nachkriegszeit wurde oft auch aus Unwissenheit auf billige und schadstoffhaltige Baustoffe zurückgegriffen. Die Folgeschäden an den Bauten und auch erhebliche gesundheitliche Auswirkungen wie z.B. Allergien und Asthma bis hin zu schwerwiegenden Krankheiten wie Krebs sind zum Teil erst heutzutage bekannt geworden. Spätestens die Kosten für die Entsorgung dieser Baustoffe bei Renovierungsarbeiten und Abriss klären uns über den Schadstoffgehalt auf. Um diese genannten Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt zukünftig zu vermeiden, entsteht heute bei Bauherren wieder mehr und mehr das Verlangen nach ökologisch und ökonomisch sinnvollen Baustoffen.
Aus diesem Grund sollte sich der Bauherr vor der Wahl der angebotenen Produkte genau informieren. Denn das Wort “ökologisch” stimmt nur mit dem Produkt überein, wenn vom Energieaufwand bei der Herstellung bis zur Entsorgung nach Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten alles im Einklang steht. Baustoffe wie beispielsweise Kork und Lehm sind also unbedenklich als ökologisch zu bezeichnen. Hierzu sind noch folgende wichtige Argumente für den Einsatz von Lehm hervorzuheben.
Raumklima
Die für das Raumklima wichtigste Eigenschaft des Lehmes besteht in seiner Hygroskopizität, seiner Fähigkeit, viel Feuchtigkeit relativ schnell aufzunehmen und wieder abzugeben. Wasserdampf wird molekular an die Porenwände gebunden und zeitlich verschoben wieder abgegeben, so dass Feuchteschwankungen des Raumklimas ausgeglichen werden. Messungen in historischen Lehmgebäuden ergaben eine das ganze Jahr über konstante Luftfeuchtigkeit von 40-45%, in neueren Lehmhäusern zwischen 45-50%. Diese Werte werden wohnmedizinisch als ideal angesehen. Die Auswirkungen der enormen Diffusionsfähigkeit macht sich im positiven am meisten in Feuchträumen wie z.B. Badezimmern bemerkbar. Die technischen Eigenschaften, wie die Konservierung organischer Stoffe, sprechen vorteilhaft für den Lehm. Vollständig umhülltes Holz, Stroh und andere organische Stoffe halten sich im Lehm nachweislich unverändert, ohne zu faulen oder von Schädlingen angegriffen zu werden; Imprägnierungen oder anderer Holzschutz sind unnötig. Dieser Effekt hängt mit dem beschriebenen Verhalten des Lehmes gegenüber Feuchtigkeit zusammen. Aufgrund seiner geringen Eigenfeuchte und seiner Kapillarität entzieht Lehm dem im Verhältnis viel “feuchteren” Stroh und Holz ständig Wasser und gibt es nach außen ab. Organische Stoffe sind im Lehm immer trocken (gute Bauausführung von Fachleuten vorausgesetzt) und nur geringen Feuchte- und Temperaturschwankungen unterworfen. Selbst leicht vergängliche Pflanzen und Gräser, Laub und Nadeln bleiben im Lehm beständig.
Wärmestrahlung
Als Hinweis auf die Dauerbeanspruchbarkeit kann auch gelten, dass Öfen und Schornsteine seit Jahrhunderten aus Lehm ausgeführt worden sind und vielfach noch heute in Gebrauch stehen. Zur Verbesserung der Zugfestigkeit und Verhinderung von Schwind-Dehnungsrissen werden dem Lehm auch im Ofenbau Nadeln, Haare, Heidekraut etc. untergemischt. Wo die organischen Stoffe oberflächlich ausbrennen, entstehen Poren, die die Wärmeleitung vermindern und so die darunterliegenden Schichten stärker schützen.
Brandschutz
Lehm ist nicht brennbar!
Nagelbarkeit
Wände aus Lehm mit einer Rohdichte zwischen 600 und 1800kg/m³ sind nagelbar. Eintauchen der Nägel in Essigwasser erhöht die Ausziehfestigkeit.
Geruchsbindung
Häufig wird in der Literatur beschrieben, dass Lehm einen angenehmen Geruch verbreite. Dem kann nach eigenen Empfinden und vielen Befragungen nicht zugestimmt werden. Geruch ist natürlich ein subjektives Empfinden und nicht quantifizierbar, die Frage sollte jedoch wegen ihrer entscheidenden Bedeutung für die Behaglichkeit und das Wohnklima ernst genommen werden. Lehm hat vielmehr keinerlei Eigengeruch. Selbst in frischen Nasslehmbauten gibt es keinen typischen Neubaugeruch, die positiven Empfindungen dürften von der Geruchssorption des Lehmes herrühren. Lehmoberflächen, die direkt mit der Raumluft verbunden sind, beeinflussen die Luftqualität und den Hausgeruch positiv. Lehmwände absorbieren schlechte Gerüche, Zigarettenrauch und Küchengeruch sehr rasch. Unter anderem wegen seiner Geruchssorption wurde Lehm häufig für Stallbauten verwendet. Es wird ihm auch eine, jedoch nicht erwiesene, luftreinigende Wirkung nachgesagt.
In der gesamten Umweltverträglichkeit steht der Lehm mit Abstand an der Spitze. Der Primärgehalt von Lehm beträgt von der Gewinnung bis zur Herstellung von Lehmbauteilen (je nach Maschineneinsatz und eventuellem Transport) 0-30 kWh/m³.